Verein

1993 hatten einige in Frankreich urlaubende Chemnitzer den Pétanque-Sport entdeckt und sich sogleich Kugeln gekauft, damit sie das Spiel auch in der westsächsischen Heimat betreiben konnten. Zu diesen Pionieren gehörten neben den aktuellen Vereinsmitgliedern Steffi und Mathias Groß auch eine ganze Anzahl von Spielern, die inzwischen in ihrem Leben andere Vorlieben entdeckt haben und schon lange nicht mehr auf den Boule-Plätzen anzutreffen sind: Die Namen Heidi Bartholomes, Thorsten Thierfelder und Jens Weiße seien hier stellvertretend genannt.

Nachdem diese frühen Pétanquefreunde schon lange den Schlossberg als ihre Spielstätte auserkoren hatten, begann sich im Sommer 1994 nicht weit von dieser Stelle ebenfalls das boulistische Treiben zu regen: Der französische Koch und Kneipier Christian Lafont organisierte einen Spieltreff, zunächst auf den Parkwegen am Schlossteich, später auf einem brachliegenden Gelände hinter der Schlossteich-Basketballhalle. Franzosen, die es nach Chemnitz verschlagen hatte, sowie frankophile Deutsche trafen sich dort am Samstagnachmittag zum Training, bevor sie zusammen in die Kneipe einrückten, später dann in das neugegründete französische Spezialitätenrestaurant “Chez Lafont“.

Ein Jahr später entstand der Kontakt zu Mathias Rose aus Zwickau, und man erfuhr, dass dort der erste in den neuen Bundesländern beheimatete Pétanque-Club entstanden war. Dadurch animiert fand bereits im Spätsommer 1995 eine vorbereitende vereinsgründende Versammlung statt, auf welcher Christian Lafont als erster Präsident gewählt wurde. Als Vereinsname wurde, mangels zündender anderer Ideen, die Bezeichnung “1. Chemnitzer Pétanque-Club“ gewählt. Die endgültige Gründung samt Eintrag ins Vereinsregister erfolgte dann am 21. April 1996.

Leider war die Zeit für französische Gourmet-Genüsse in Chemnitz noch nicht reif, und so musste “Chez Lafont“ infolge mangelnden Zuspruchs bald die Pforten schließen. Die Familie Lafont kehrte der Stadt den Rücken und suchte ihr Glück anderswo. Für den jungen Verein stellte dies den ersten gewaltigen Rückschlag dar, denn es fehlte nun ein sozialer Mittelpunkt und der Zulauf von in Deutschland ansässigen Franzosen ließ schlagartig nach.

Dennoch ließ man sich nicht entmutigen: Achim Dresler übernahm als Präsident das Kommando, und führte den Verein in sicheres Fahrwasser. Unter seiner Regentschaft konnte bereits 1996 der Ligabetrieb aufgenommen werden. In der neugegründeten Regionalliga Nordbayern-Westsachsen war man zunächst allerdings nicht sehr erfolgreich und belegte hinter Hof, Zwickau und Bamberg unter vier Teilnehmern den letzten Platz.

Hier ein Auszug aus der Pétanque-Info Nr.1 / Juni 1996 (Verfasser: Achim Dresler):

„Beim ersten Spieltag am 28. April in Zwickau war Chemnitz unter den vier Mannschaften leider die letzte geblieben… Dafür waren wir die Lustigsten auf dem Platz. Mitspieler*Innen waren: Heidi Bartholomes, Birgit Köcher, Detlef Schwede, Jens Weiße, Jürgen Kirchhof und Achim Dresler.
Ein Spieltag besteht aus drei Begegnungen (jeder spielt gegen die jeweils drei anderen Städte), die jeweils 1 Tête-à-tête. 1 Doublette und 1 Triplette beinhalten – also je Begegnungen 6 Spieler binden. Die Spielerinnen können je Begegnungen gewechselt werden. Es können auch mehr als 6 Spielerinnen teilnehmen. Gesamtdauer 3-4 Stunden.“

Nunmehr vergingen die Jahre und der Verein existierte vor sich hin ohne nennenswerte Erfolge. Mit der Gründung des PV-Thüringen, später PV-Ost, kam der Verein aus seiner Winterstarre und ab dem Jahr 2010 begann ein Bouleboom in Chemnitz welcher 2014 mit dem Gewinn des PV-Ost Ligapokals gekrönt wurde. Auch bei der darauf folgenden Bundesliga Aufstiegsrunde erreichte man einen bemerkenswerten Platz 6. Zur Zeit ist der Verein in der 1. und 2. Liga im PV-Ost vertreten, wo es zu einem gilt die Klasse zu halten und zum anderen einen Aufstiegsplatz anzupeilen.